O du Trostlose
„O du Trostlose“ titelte die FAZ kürzlich (18.11.2024) und meinte damit weder Wetter noch Wahlergebnisse sondern Weihnachtsfeiern im öffentlichen Dienst, also Kinderpunsch im Konferenzraum – aus „Sicherheitsgründen“ ohne Lichterketten. Das Ganze natürlich nur außerhalb der Arbeitszeit und mit selbst bezahltem Essen. Und es wäre nicht die FAZ, wenn nicht im drastischen Gegensatz dazu die Privatwirtschaft es in „hippen Locations“ mal so „richtig krachen“ lässt.
Dabei ist das Krachenlassen gar kein Hexenwerk, wie uns die avancierte sozialwissenschaftliche Organisationsforschung lehrt. Schauen wir dazu auf eine einschlägige Studie (1): Wir erfahren, dass die Autor:innen erstens eine Taxonomie von Merkmalen guter Weihnachtsfeiern entwickelten (Methode: kritischer Vorfall). Zweitens untersuchten die Autor:innen quantitativ die Beziehungen zwischen diesen Merkmalen und fragen, ob „positive zwischenmenschliche Interaktionen“ und „erlebter Spaß“ (ja, womöglich sogar im öffentlichen Dienst) aufgetaucht sind.
Im Ergebnis kommen sie zu 11 Schlüsselmerkmalen, die gute von schlechten Weihnachtsfeiern unterscheiden. Leider werden wir diese wirklich interessante Findings hier nicht verraten, sondern sie müssen selbst nachgelesen werden – bevor jetzt Nachfragen kommen: sie sind natürlich klausurrelevant.
Ein kleines Zuckerl sei aber gegeben: Eine Rolle spielen die Qualität des Essens, der Musik und vor allem (!) die Qualität einer eigentümlichen Eigenschaft, für die es gewiss keine deutsche Übersetzung gibt: „notable positive leader behavior“.
Frohe Weihnachtszeit von aus dem Uli Brinkmann Institut für Soziologie
(1) „'Tis the season: enhancing the workplace holiday party“, Tews, M; Michel, J; Pons, S, Oct 31 2023 | Jul 2023 (Early Access) | EMPLOYEE RELATIONS 45 (6) , pp.1324-1346