Neues Open-Access-Buch zu Solidarität und Reziprozität in der Europäischen Union

13.06.2024 von

Was verstehen Europas Bürger*innen unter Solidarität, Reziprozität und Fairness in der Europäischen Union? Was sind sie sich, in ihrer eigenen Wahrnehmung, in Krisenzeiten schuldig?

Dies sind die Kernfragen des Forschungsprojekts HEUREC , das von Björn Egner, Hubert Heinelt und Jens Steffek am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt geleitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Die Erträge der gemeinsamen Arbeit einer Gruppe von 13 internationalen Forscher*innen wurden nun als Open-Access-Buch bei Routledge veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse, die sich auf 27 Fokusgruppen in neun europäischen Ländern stützen, zeigen, dass Europas Bürger*innen jederzeit bereit sind, in Krisensituationen Solidarität zu zeigen. Sie erwarten allerdings auch, dass diese Hilfeleistungen nicht dazu führen dürfen, dass Probleme wie Korruption und Vetternwirtschaft in den Empfängerländern ungelöst bleiben. Im Fall einer Naturkatastrophe knüpfen Europas Bürger*innen keinerlei Auflagen oder Bedingungen an Hilfeleistungen. Das ändert sich, sobald menschliche Entscheidungen zu einem Problem beigetragen haben, wie in einer Wirtschafts- oder Staatschuldenkrise. In diesem Fall knüpfen viele Europäer*innen Konditionalitäten an ihre Hilfeleistungen und würden solche Bedingungen auch akzeptieren, falls sie selbst hilfsbedürftig werden. Die Projektergebnisse weisen auch auf die andauernde kognitive Dominanz des Nationalstaats als Bezugsrahmen von Solidaritätsbeziehungen hin. Wenn Europas Bürger*innen Probleme von Solidarität, Reziprozität und politischer Umverteilung diskutieren, dann geschieht dies meist im Kontext kollektiver nationaler Erfahrungen und Narrative. Nicht zuletzt zeigte sich in den Fokusgruppen große Skepsis, was den möglichen Transfer sozialpolitischer Zuständigkeiten auf die europäische Ebene angeht. So standen die Teilnehmer*innen der Idee einer europaweiten Arbeitslosenversicherung sehr reserviert gegenüber, sowohl aus praktischen als auch aus grundsätzlichen Erwägungen. Insbesondere forderten die Bürger*innen das Subsidiaritätsprinzip ein und erteilten europaweit uniformen Lösungen eine Absage.

Link zum Buch: hier