Trauer um Professor Dr. Peter Nixdorff
26.08.2024 von Dr. Sabine Bartsch und Dr. Jörg Kemmerzell


Nachruf auf Prof. Dr. Peter Nixdorff
*07.10.1939, Frankfurt an der Oder
†07.08.2024, Berlin
Der Fachbereich 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften der Technischen Universität Darmstadt trauert um Prof. Dr. Peter Nixdorff, der seit 1973 und bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2005 als Professor für Politikwissenschaft lehrte und forschte. In dieser Zeit lenkte er nicht nur als Professor für Vergleichende Politikwissenschaft und wiederholt als Geschäftsführender Direktor die Geschicke seines Instituts. Er war darüber hinaus als Dekan seines Fachbereichs sowie in den Gremien und als Vizepräsident der Universität an der Ausrichtung der Technischen Hochschule Darmstadt, heute Technische Universität Darmstadt, beteiligt.
Peter Nixdorff wurde 1939 in Frankfurt an der Oder geboren und wuchs in einer für die Bundesrepublik prägenden Zeit des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs in Berlin auf. Früh entwickelte er ein großes Interesse an Politik und Geschichte. Bereits im zweiten Studienjahr führte ihn sein Weg in die USA, wo er am Knox College in Galesburg, Illinois, 1961 sein Bachelor-Studium absolvierte. Nach der Rückkehr nach Berlin schloss er 1963 sein Studium als Diplom-Politologe an der FU ab und kehrte im Folgejahr in die USA zurück, zunächst an die University of Michigan in Ann Arbor und von 1964 bis 1968 an die University of Florida in Gainesville. Dort wurde er 1970 mit der Dissertation “The Pace of West German educational reform as affected by State politics” promoviert. Von 1968 bis 1971 war er Assistant Professor am Department of Political Science der University of Kentucky in Lexington und kehrte 1971 nach Deutschland zurück, um zunächst eine Lehrstuhlvertretung an der Universität Konstanz zu übernehmen, bevor er 1973 auf eine Professor für Politikwissenschaft der Technischen Hochschule Darmstadt berufen wurde. Seine Frau, Kathryn Nixdorff, die er während seiner Zeit in Gainesville kennengelernt hatte, wurde ebenfalls in den 1970er Jahren als Professorin für Mikrobiologie an die damalige Technische Hochschule Darmstadt berufen, wo sie bis zu ihrem Ruhestand im Fachbereich Biologie forschte und lehrte. Die beiden sind ein frühes Beispiel eines akademischen dual-career couples.
Peter Nixdorffs institutionelles Engagement reichte über sein eigenes Arbeitsgebiet und sein Institut weit hinaus. Bereits 1977 wurde er erstmalig Dekan des Fachbereichs Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften. In der Folge war er immer wieder über lange Zeiträume Mitglied zentraler Gremien der Universität. Von 1985 bis 1987 bekleidete er das Amt des Vizepräsidenten der Technischen Hochschule Darmstadt und wirkte unter anderem an der Internationalisierung der Universität mit. In wichtigen Phasen der Veränderung bekleidete er hochschulpolitische Ämter und gestaltete so die Universität und seinen Fachbereich mit Weitblick und großem politischem Geschick. In den frühen 2000er Jahren fanden während seines Dekanats wichtige strukturelle Reformen statt, die prägend für die weitere erfolgreiche Entwicklung des Fachbereichs 02 waren und die bis heute nachwirken. In diese Phase fiel im Zuge der sogenannten Bologna-Reform der Beginn der Umstellung der Studiengänge auf das Bachelor-Master-System. Als Dekan begleitete Peter Nixdorff die Neuausrichtung von Instituten des Fachbereichs mit Umsicht und Verständnis für die langfristigen Implikationen struktureller Veränderungsprozesse im Konzert der Fächer einer technischen Universität.
In seiner über dreißigjährigen Dienstzeit als Professor des Instituts für Politikwissenschaft hatte Peter Nixdorff maßgeblichen Anteil an der akademischen Bildung mehrerer Generationen von Studierenden und führte eine große Zahl von ihnen zum Abschluss. Nicht nur aufgrund der langjährigen Zugehörigkeit zum Institut für Politikwissenschaft war er für viele Studierende und angehende Wissenschaftler:innen eine erste akademische Sozialisationsinstanz. Seine ehrliche menschliche Zuwendung und sein freundlicher Umgang haben vielen Neulingen an der Universität und im Fach Politikwissenschaft Schwellen- und Berührungsängste genommen. Er war daher nicht nur akademischer Lehrer, sondern auch ein Türöffner zur akademischen Welt. Nachwuchswissenschaftler:innen profitierten von der kollegialen Atmosphäre an seinem Arbeitsbereich und seiner jederzeit gewährten Unterstützung. Er war und blieb vielen ein hoch geschätzter Gesprächspartner auch weit über Studium und gemeinsame akademische Aktivitäten und sogar über seinen Eintritt in den Ruhestand hinaus.
Wir verlieren mit Peter Nixdorff einen geschätzten Kollegen, für den die Menschen im Mittelpunkt seines Tuns standen. Sein wichtigstes Instrument war das Gespräch, seine Mitmenschlichkeit zeichnete ihn zeitlebens aus.
Der Fachbereich 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften wird Peter Nixdorff stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Für das Dekanat des Fachbereichs 02: Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
Prof. Dr. Jens Ivo Engels, Dekan, und Prof. Dr. Nina Janich, Prodekanin
Für das Institut für Politikwissenschaft Prof. Dr. Christian Stecker, Geschäftsführender Direktor