Nachruf Prof. Dr. Egloff

*17.07.1939, Pinneberg/Schleswig-Holstein, †24.04.2023, Darmstadt

19.05.2023

Das Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der Technischen Universität Darmstadt trauert um Prof. Dr. Gerd Egloff, der als Professor für englische Literatur und Didaktik des Englischen seit den 1970er Jahren bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 die Geschicke und den Geist des Instituts für Sprach- und Literaturwissenschaft entscheidend geprägt hat. Die Neuausrichtung des Instituts in Richtung eines zukunftsweisenden Schwerpunkts in der Digitalen Philologie hat Gerd Egloff mit Weitblick und Wohlwollen seit den frühen 2000ern mitgestaltet und auch nach seiner Pensionierung mit großem Interesse verfolgt.

Geboren in Pinneberg in Schleswig-Holstein legte er in der von ihm zeitlebens sehr geschätzten Hansestadt Hamburg das Abitur ab. Seine Passion für die englische Sprache und Literatur führte zu einem Studium der Fächer Englisch und Geschichte an der Universität Hamburg. Als zeitweiliger Gymnasiallehrer verfolgte er stets auch seine Interessen an der Didaktik der englischen Sprache und der Aus- und Weiterbildung von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften. Im Jahr 1970 trat Gerd Egloff als Nachfolger von Karl Schwarz seine Lehrtätigkeit als abgeordneter Studienrat im Hochschuldienst im Fach Englisch für das Lehramt an beruflichen Schulen am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der TU Darmstadt an. Mit einer unter dem Titel “Detektivroman und englisches Bürgertum: Konstruktionsschema und Gesellschaftsbild bei Agatha Christie” veröffentlichten Arbeit wurde er 1974 promoviert. Die Habilitation mit einer Schrift zur Rezeption des englischen Romans unter dem Titel “Soziale Norm und literarische Form. Gesellschaftliche Bedingungen der Romanrezeption in England in den Jahren 1918-1930” sowie die Berufung auf die Professur für englische Literatur und Didaktik des Englischen an der TU Darmstadt folgten im Jahr 1979. Bis zu seiner Pensionierung im Sommer 2004 vertrat er sein Fach in Forschung und Lehre mit Engagement und Leidenschaft.

Seine zahlreichen internationalen Kontakte spiegeln seine Weltoffenheit und sein genuines Interesse an Menschen anderer Länder, zu denen er langjährige, kollegiale und herzliche Beziehungen pflegte. Im Zuge eines “Changing Places” im Stile David Lodges, tauschte er im Wintersemester 1987-88 seine Professur an der TU Darmstadt mit seinem Kollegen Bob Brophy und lehrte am English Department der California State University in Long Beach, USA. Von einem 1990 in Australien verbrachten Forschungssemester als Research Fellow am National Centre for English Language Teaching and Research (NCELTR) der Macquarie University in Sydney, Australien, brachte er neue Impulse für die Ausbildung der Studierenden der Anglistik und des Lehramts an beruflichen Schulen mit, die er gerne auch im wissenschaftlichen Austausch mit dem interessierten Kollegium teilte. Gerd Egloffs internationale Projektkooperationen erstreckten sich neben den angelsächsischen Ländern auch auf die skandinavischen und andere europäische Länder. Er war langjährig als Experte für die Rolle des Englischunterrichts in der beruflichen Ausbildung engagiert, zum Beispiel von 1987 bis 1997 als Koordinator des Programms für Moderne Fremdsprachen “Vocationally Oriented Language Learning (TC VOLL)” der Europäischen Kommission, als Experte im LINGUA-Progamm der Europäischen Union sowie als Mitglied der Arbeitsgruppe Fremdsprachen in der Aus- und Weiterbildung des Bundesbildungsministeriums. 2002 wurde er zum Vorsitzenden der International Certificate Conference (ICC) gewählt und engagierte sich in diesem Kontext auch als Mitglied von LINGUAPEACE, einem europäischen Projekt zu Fremdsprachen und interkultureller Kommunikation für Friedenstruppen.

Viele seiner internationalen Kontakte überdauerten Jahrzehnte, und die herzliche und wertschätzende Verbundenheit von Kolleginnen und Kollegen, nicht nur aus dem englischsprachigen Raum, zeigte sich anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Sommersemester 2004 in Form zahlloser Glückwünsche und Beiträge, welche die große Wertschätzung akademischer und persönlicher Weggefährten zum Ausdruck brachten. In den universitären Gremien und Kommissionen schätze man seine durchaus selbstbewusste, dabei aber immer stilsicher ausgleichende hanseatische Kommunikationsweise und Weltoffenheit. Von ihm konnte man die Tugend des akademischen Anstands erlernen. Seinen Studierenden und Mitarbeitenden bleibt Gerd Egloff als engagierter und an ihren Belangen stets interessierter Hochschullehrer in Erinnerung, der sie mit seiner Kenntnis eines breiten Spektrums der englischsprachigen Literatur in alle Epochen und Genres der englischen Literatur mitnahm. Seine regelmäßig durchgeführten Theaterexkursionen nach London und Stratford waren legendär und werden vielen in lebenslanger Erinnerung bleiben.

Das Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft des Fachbereichs 02 ‒ Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften wird Prof. Dr. Gerd Egloff stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Dr. Sabine Bartsch und Dr. Ulrike Erichsen Darmstadt, Mai 2023

im Namen der Geschäftsführung des Instituts für Sprach- und Literaturwissenschaft Prof. Dr. Marcus Müller und Prof. Dr. Evelyn Gius